Die ägyptische Saunakultur

Die Saunakultur Ägyptens hat eine lange Geschichte, die vom Altertum über die Antike bis zur Neuzeit reicht. Obwohl die Sauna heute oft mit skandinavischen Ländern in Verbindung gebracht wird, war sie tatsächlich eine bedeutende Tradition im alten Ägypten.

Das Alte Reich

2707 v. Chr. – 2216 v. Chr.

Zu Zeiten des Alten Reiches um 2500 v. Chr. hatten die Ägypter bereits ein tiefes Verständnis für die heilende Kraft des Wasserdampfs. Sie waren bekannt für ihre Bäder und Thermalquellen, die in religiösen und therapeutischen Kontexten verwendet wurden. Die Ägypter glaubten, dass der Körper durch Reinigung und Entgiftung von Krankheiten befreit werden könnte. Diese Überzeugung führte zur Entwicklung einer ausgefeilten Saunapraxis. Die alten Ägypter praktizierten Bade- und Saunarituale als Teil ihrer Hygiene- und Gesundheitspflege. Die Saunapraktiken wurden in Tempeln, Palästen und privaten Häusern durchgeführt.

Die ägyptischen Saunen waren bekannt als „Pharaonische Bäder“ oder „Pharaonische Saunen“. Sie bestanden aus beheizten Räumen, in denen die Menschen schwitzten und sich reinigten. Die Saunaräume wurden oft mit duftenden Kräutern und ätherischen Ölen angereichert, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen – ganz ähnlich wie heute.

Pharaonische Bäder, Quelle: gobanya.co.uk

Die pharaonischen Bäder waren in der Regel große, prächtige Gebäudekomplexe, die oft an Flussufern oder nahe natürlichen Wasserquellen errichtet wurden. Sie waren architektonisch beeindruckend und wurden mit aufwendigen Verzierungen und kunstvollen Reliefs versehen. Die Gebäude waren oft symmetrisch aufgebaut und hatten eine zentrale Halle mit mehreren Räumen und Bädern.

Der Zugang zu den Bädern erfolgte über eine große Eingangshalle, die oft von Säulen umgeben war. In den Bädern gab es verschiedene Bereiche für verschiedene Zwecke: Es gab große Becken mit kaltem Wasser für das Tauchbad, warme Becken für das warme Bad und manchmal sogar schon dampfende Räume für das Dampfbad. Einige Bäder hatten auch separate Räume für Massagen und Schönheitsbehandlungen.

Die Bäder waren mit einer Vielzahl von Einrichtungen ausgestattet, um den Komfort der Gäste zu gewährleisten. Es gab beheizte Böden, um die Wärme im Inneren zu halten. Die Wände der Bäder waren häufig mit Wandmalereien geschmückt, die Szenen aus dem ägyptischen Alltagsleben, Götterdarstellungen oder auch mythologische Geschichten zeigten.

Die pharaonischen Bäder waren nicht nur für die Herrscher und Adligen bestimmt, sondern standen auch den wohlhabenden Bürgern offen. Sie waren ein Ort der Geselligkeit und des sozialen Austauschs, an dem die Menschen sich trafen, um zu baden, zu entspannen und sich zu unterhalten.

Leider gibt es heutzutage keine vollständig erhaltenen pharaonischen Bäder mehr, da sie im Laufe der Jahrtausende verfielen oder durch andere Bauten überdeckt wurden. Dennoch können wir uns anhand von Abbildungen, Wandreliefs und Beschreibungen ein Bild von ihrer Pracht und Bedeutung machen.

Ägypten in der Antike

332 v. Chr. – 616 n. Chr.

Bad der Kleopatra zu Assuan, Quelle: Lexikus.de

Im Laufe der Zeit blieb die Saunakultur im Mittleren und Neuen Reich Ägyptens bestehen, wenn auch mit einigen Veränderungen. Während der Herrschaft der Ptolemäer und Römer in Ägypten wurden die römischen Badepraktiken in die ägyptische Saunatradition integriert, die von den Ägyptern übernommen und angepasst wurden.

Im antiken Ägypten wurden, ebenso wie in der römisch-griechischen Badekultur, spezielle Räume genutzt, die als „Caldarium“ bezeichnet wurden, um Wärme zu erzeugen. Diese Räume waren mit erhitzten Steinen ausgestattet, auf die Wasser gegossen wurde, um Wasserdampf zu erzeugen. Die Menschen saßen in diesen Räumen, um den Dampf einzunehmen und zu schwitzen. Dieses klassische Saunabaden sollte nicht nur zur Reinigung dienen, sondern auch zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens.

Saunagänge waren auch mit rituellen und spirituellen Praktiken verbunden. Die alten Ägypter betrachteten das Schwitzen als eine Art Reinigung der Seele und des Körpers. Es wurde angenommen, dass das Schwitzen negative Energien und Krankheiten abwehren und gleichzeitig den Geist beruhigen und entspannen konnte. Die Sauna wurde oft mit ägyptischen Göttern und Göttinnen in Verbindung gebracht und als heiliger Ort angesehen.

Islamische Einflüsse im Mittelalter

616 n. Chr. – Neuzeit

Mit dem Einfluss des Islam in Ägypten änderte sich die Saunakultur erneut. Islamische Prinzipien und Vorschriften beeinflussten die Art und Weise, wie das Baden und Saunieren praktiziert wurde.

Das Konzept der Reinigung und Hygiene blieb wichtig, aber bestimmte Regeln wurden eingeführt, um den religiösen Praktiken gerecht zu werden. Nach der arabischen Eroberung Ägyptens um 650 n. Chr. verbreitete sich auch der Hammam in Ägypten sowie im nordafrikanischen Raum.

Eine genauere Beschreibung der Geschichte dieser Badezeremonie finden Sie in einem vorigen Teil unserer Geschichte der Sauna.

Hammam des Sultan Inal in Kairo

In der Neuzeit erlebt die Saunakultur in Ägypten eine Art Wiederbelebung. Luxuriöse Spas und Wellnessresorts bieten moderne Saunaanlagen, die den Bedürfnissen der heutigen Zeit entsprechen. Diese Einrichtungen bieten oft eine Vielzahl von Saunaarten, wie beispielsweise finnische Saunen, Dampfbäder und Infrarotsaunen, um den unterschiedlichen Vorlieben der Besucher gerecht zu werden.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Die Geschichte der Sauna“ befassen wir uns mit der Saunatradition der Eskimos in Nordamerika.

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