Wir haben im November 2019 unter dem Titel „Glück ist ansteckend – wie eine Grippe!“ ein interessantes Interview mit dem Glücksforscher Stefan Klein in der Frankfurter Allgemeinen gelesen.
Stefan Klein ist Physiker, Philosoph und Gastprofessor für Kulturwissenschaften an der Universität der Künste in Berlin. 2002 erschien von ihm „Die Glücksformel, oder: Wie die guten Gefühle entstehen“, zuletzt veröffentlichte er das Buch „Wir werden uns in Roboter verlieben“. Kurz gefasst erklärt er uns im Interview, wie Glück entsteht und weitergegeben wird.
Glück entsteht:
– Durch Begehren
– Durch Genießen
– Nur mit einem Gegenüber
Wir sind glücklicher, wenn Menschen in unserer nahen Umgebung fröhlich sind und das auch zeigen. Dabei müssen diese Menschen physisch präsent sein, d.h. ein Gespräch beim Abholen der Kinder mit einer positiven Erzieherin oder anderen Eltern macht uns viel glücklicher als ein Telefonat mit einem guten Freund in Hamburg oder ein Chat im Internet.
Besitz und sozialer Status sind nicht entscheidend für Glück!
Glück ist etwas ganz Einfaches, eine automatische Reaktion unseres Organismus auf etwas, was uns passiert oder was wir uns vorstellen. Das ist überhaupt nichts besonders Kognitives, sondern wir erleben es einfach.
Im Interview mit der FAZ berichtet Glücksforscher Stefan Klein, dass die Forschung in den letzten 10 bis 15 Jahren sehr viel über die soziale Bestimmtheit des Glücks verstanden habe – dass es sich dabei nicht nur um ein individuelles Phänomen handele, sondern zwischen den Menschen entsteht. Dies werde besonders deutlich beim Vergleich der Lebenszufriedenheit von reichen Industrieländern mit teils wesentlich ärmeren, südamerikanischen Ländern: Die Zufriedenheit der Bevölkerung sei dort größer, obwohl man dies wegen der gesellschaftlichen Umstände nicht erwarten würde – die Menschen stecken sich gegenseitig mit ihrer Zufriedenheit an.
Glück und Lebenszufriedenheit, erklärt Stefan Klein, seien aber nicht das Gleiche: Während sich die Lebenszufriedenheit aus komplizierten Faktoren wie dem Vergleich mit anderen Menschen in unserem Umfeld oder der Reflexion unseres Alltags zusammensetze, handele es sich bei Glück tatsächlich um ein Gefühl. Den Unterschied verdeutlicht er durch das Beispiel eines achtstündigen Arbeitstages, an dem die Sonne siebeneinhalb Stunden ins Büro scheine und die Arbeit Spaß mache. Folge daraufhin aber ein halbstündiger Streit mit einem Kollegen, sei es oft diese Auseinandersetzung, an die man sich am Ende des Tages erinnere. Eigentlich sei man den Großteil des Tages glücklich gewesen, doch die Lebenszufriedenheit sei niedrig.
Meist seien wir glücklicher als wir meinen, merken dies aber oft nicht, da sich ein glücklicher Tag sowie niedrige Lebenszufriedenheit überschneiden können. Evolutionär bedingt gewichte der Mensch negative Erfahrungen schwerer als positive. Dies mache es nötig, für Abwechslung zu sorgen: Bewegung habe viel mit Glück zu tun, weshalb es den Glücksforscher bei schlechter Laune ins Schwimmbecken oder die Sauna ziehe. Und da, liebe Freunde des Garden Eden, kommen wir ins Spiel! In der Sauna bewegen wir uns mit realen Menschen, die alle positives Erleben suchen. Dieses Bedürfnis bringt uns den anwesenden Menschen nahe, auch wenn wir vielleicht ganz alleine, ohne viel Kontakt saunieren.
Wir sind nackt, also spielen Status und Geld keine wesentliche Rolle. Durch die Sauna entspannen wir unwillkürlich, das nimmt die Seele automatisch mit. Wir genießen etwas ganz Einfaches, ganz Unmittelbares, das nicht zur virtuellen Welt gehört!
Hier auch ein Link zur sehr informativen Website des Glücksforschers; sehr lesenswert! (Ein weiteres Interview)
Quelle: F.A.Z. Woche